legon

los gehts nach legon! unkompliziertes check in im ish 2 (international students hostel 2) und bezug meines neuen palastes – ein einzelzimmer mit balkon. dabei musste ich beim umstellen feststellen, dass der beste platz im zimmer ziemlich in der mitte des raumes ist – da dort der ventilator an der decke dreht. mein bett wurde zum ausschluss kleiner malariamücken mit einem netz modifiziert. mein mitgebrachter deckenbezug ist überflüssig, da eine decke aufgrund des klimas kein nutzen hat. so dient es für diese zeit hier als vorhang.



der campus der university of ghana ist gross. von meinem zimmer aus brauche ich zu fuss gut 40 minuten um zum ‚department of social work‘ zu gelangen. es gibt nebst den unzähligen departments viele unterkünfte für die studis aber auch ein olympisches schwimmbecken, fitness, tennisplätze, einen markt, bars und restaurants. allgemein gibt es viel grün, am abend zirpen die grillen im kanon zu den quakenden fröschen.
meine ghanaischen zimmernachbaren sind zwei pharamaziestudis welche hochgradig mit dem virus infisziert sind, welches besser unter dem wort fussball bekannt ist. etwas stirnrunzelnd nahm ich zur kenntnis, dass der eine bekenndender fc st. gallen fan ist.



auch der austausch unter den internationalen studis ist herzlich & es wird füreinander gesorgt. so gab es in der ersten woche eine einführung in das leben auf dem campus mit allen regeln & hinweise zum studium. bei allen erstsemestlern wie mir waren danach einige fragezeichen ins gesicht geschrieben. welche kurse effektiv stattfinden erfährt man ende der woche – oder doch erst irgendwann im mai? so genau weiss das kein mensch. jedenfalls muss beim departament vor ort eine anzeigetafel aufgesucht werden, welche die stattfindenden kurse auflistet. die hälfte meiner im voraus ausgemachten kurse finden nicht statt, doch dafür werden alternative, spannende kurse angeboten.

der night market auf dem unigelände bietet günstiges und gutes essen. die freude zur aussonderung die vom körper ausgewiesenen reststoffe wurde durch den umstand erschwert, da die sanitäre wasserversorgung unterbrochen wurde. kurzfristig wurde mit dem erwerb eines kübels die situation etwas entschärft. die freude war gross, als die pumpe ihre aufgabe wieder wahrnehmen konnte.

zum abschluss der einführungswoche gab es eine accra tour, wir besuchten das kwame nkrumah memorial, welches zu ehren des ersten staatspräsidenten des unabhängigen ghanas errichtet wurde. er war von 1952 bis 1957 premierminister der goldküste, als diese ihre unabhängigkeit von grossbritannien erlangte. anschliessend war er der erste premierminister und von 1957 bis 1966 der erste präsident ghanas (wikipedia).



am 6. mai hat der unterricht begonnen. da es wie erwähnt einige umstellungen im kursangebot gab, war mein stundenplan nicht von anfang an klar.

ich startete mit dem social work kurs ‚human resource development‘. in der ersten vorlesung wurde der fokus auf essenz von bildung & training gelegt. was sind die unterschiede zwischen bildung und training, warum ist es wichtig seine mitarbeitenden stetig weiterzubilden etc. in der woche darauf wurde es etwas speziefischer, wir behandelten das thema ‚child labour‘. für mich ein ganz neues thema, zu welchem ich bis anhin keine berührungspunkte hatte. die definiton der ‚international labour organzation‘ kurz ilo definiert kinderarbeit wie folgt: «international standards define child labour as work that is hazardous to a child’s health and development, demands too many hours and/or is performed by children who are too young. usually, child labour interferes with a child’s right to education and to play.» somit gilt arbeit, welche von kindern z.b. im shop/restaurant der eltern in teilzeit verrichtet wird, nicht als kinderarbeit – sofern es die psychische wie physische gesundheit nicht gefährdet und die schulbildung nicht vernachlässigt wird. die lebensfertigkeiten seien für die kinder wichtig und gehören zur sozialisierung dazu. der prof. von diesem modul, ein älterer herr, äussert sich meiner meinung nach immer wieder etwas fragwürdig. in der dritten modulwoche wurde das thema ‚gender‘ und die ungleichberechtigung zwischen den geschlechtern behandelt. der prof. ist fest davon überzeugt, dass care arbeit keine arbeit ist. liegt nicht genau da das problem an der ungleichstellung? die poligamie sei für männer je nach situation positiv – dass dies jedoch nur den männern vorenthalten wird, liege seiner meinung nach an der religion. aha.

am dienstag besuche ich jeweils meine erste soziologievorlesung, ‚social life in urban communities‘. ich war von der ersten minute her begeistert, der fokus liegt auf der stadt accra & wir behandeln in diesem modul grundsätzlich die urbanisierung, deren auswirkungen auf mensch und gesellschaft. einflüsse wie migration, religion und die kolonialisierung werden genauer untersucht. die vor- und nachbereitung ist intensiv, es gibt viel lektüre zum lesen. zudem habe ich einiges vorwissen nicht, welches für meine mitstudierenden selbstverständlich sind. ich werde sehen, ob ich das modul mit einem leistungsnachweis abschliessen kann/werde.

am mittwoch steht das modul ‚culture, gender and development‘ auf dem programm, doziert von einer weltoffenen persönlichkeit, die sich stark für frauenrechte einsetzt. der fokus der ersten beiden vorlesungen lag auf den begrifflichkeiten und wie kultur, gender und die entwicklung zusammenhängen. in der dritten woche nahmen wir uns dem thema feminismus an, was das wort genau bedeutet und einen geschichtlichen abriss dazu (three waves of feminism). am sonntag wurde dazu die aufgabe vermittelt, bis am mittwoch ein 3 seitiges assignment zu verfassen. da kam ich ein wenig ins schwitzen.
die dozentin hat eine klare haltung und kann einzelne jungs der klasse gut und gerne die stirn bieten. das wort feminismus hat(te) in der klasse eine stark negativ geprägte konnotation. die aufklärung zur wichtigkeit einer gleichberechtigten gesellschaft ist im prozess – dank frauen wie ihr. gerne sähe ich ein podiumsgespräch zwischen ihr und dem prof. mit den fragwürdigen aussagen.

allgemein wird erwartet, dass die vorbereitungslektüre detailiert studiert & nicht 1x sondern mindestens 2x gelesen wird. im unterricht werden die studis dann mündlich abgefragt. bei meinen klassen sind nie mehr wie 12 personen anwesend – eine aktive teilnahme wird vorausgesetzt und eingefordert.
nach dem ersten monat auf dem campus findet sich bei mir langsam einen alltag. das besuchen von vorlesungen, vor- und nachbereiten, gemeinsamen essen & sport. auf dem campus kann 3x wöchentlich gruppenlektionen für tennis besucht werden, was mir einen guten ausgleich gibt. die lektionen beginnen morgens um 7.30 – spätestens nach dem warm up ist es dann auch ‚warm‘.
am wochenende gibt es zeit um sich zu vernetzen oder auch ausflüge zu machen. dazu dann im nächsten eintrag mehr. ich hoffe dieser eintrag war nicht zu lang für euch.

Love it! <3
Danke! Überhaupt nicht zu lange, gerade gut, im sich ein bild machen zu können. Fröie mi scho ufe nächscht😁