okponglo

↓ english version below ↓

in meiner zeit hier in ghana bin ich mit verschiedenen menschen in kontakt gekommen, die soziale projekte und/oder benachteiligte menschen unterstützen. die motivation und absichten sind dabei unterschiedlich. gerne möchte ich euch ein persönlich motiviertes und sinngebendes unterstützungsangebot weitergeben, das menschen zugute kommt, die es brauchen.

gabriel aka baba und danso sind zwei fröhliche und engagierte mitstudenten hier in legon, die ich kennen und schätzen gelernt habe. baba ist 48 jahre jung und wohnt im norden von ghana, genauer in bolgatanga. dort setzt er sich mit seiner grossen erfahrung für die organisation ‚mama ladi‘ ein, die ein kinderheim führt. im august werde ich ihn dort besuchen.
danso ist 28 jahre jung und hat für seinen bachelor kommunikation studiert. er hat durch sein studium erfahrungen in der unterstützung von communities gemacht, die durch mangelnde kommunikation unpassende unterstützung bekommen haben. beispielsweise wurde von einer ngo geld für einen brunnen gespendet, ohne zuvor eine partizipative situationsabklärung zu machen. da die menschen in den ländlichen gebieten oftmals lange laufen müssen, bevor sie zu einer wasserquelle kommen, erschien es offensichtlich entlastend, der dorfbevölkerung einen brunnen zu spenden. doch für die auf engem raum lebenden familien ist die zeit am morgen, in der die kinder wasser holen, oftmals die einzige zeit, in der die eltern ungestört den raum für sich haben. die brunnen wurden nicht genutzt. durch kommunikation und kooperation mit der dorfgemeinschaft, hätte das geld sinnvoller eingesetzt werden können.

mit baba und danso bin ich am wochenende immer wieder mal unterwegs, sei es um ein fussballspiel zu schauen oder einfach um ein bier zu trinken. sie haben sich im letzten semester kennengelernt, da sie beide off-campus in okponglo – einem viertel neben legon – zusammen wohnten. ihnen beiden ist es wichtig, dass ich neben dem privilegierten, wenn nicht gar elitären uniumfeld auf dem campus das echte ghana sehe. an ihrem alten wohnort stellen sie mir ihre frühere vermieterin vor, die neben zwei weiteren kindern einen tauben sohn hat – nennen wir ihn david. er ist 21 jahre jung und konnte dank der unterstützung der gesamten extended family lesen und schreiben sowie die gebärdensprache lernen. aktuell wäre er in einem arbeitstraining, in dem er das handwerk eines schuhmachers lernt. da die familie die jetzt benötigten schulunterlagen nicht finanzieren kann, weil alle vorräte aufgebraucht sind, sitzt david perspektivlos zuhause. beim fehlenden betrag handelt sich um ca. 2k ghana cedis, was umgerechnet um die 120 us-dollar sind. doch es geht nicht nur um einen einmalig gespendeten betrag, sondern darum, dieser familie eine nachhaltige und autonome zukunft zu ermöglichen. so haben wir uns zusammengeschlossen und eine situationserfassung gemacht. die mutter wurde gefragt, was genau das problem ist, warum sie nicht selber mehr geld verdient, was die rolle des vaters ist und welche voraussetzungen geschaffen werden müssen, damit sie und ihre familie wieder selbstwirksam wird. telefonisch haben wir abgeklärt, wie es um die motivation von david in der schule aussieht, wie seine noten sind und ob er regelmässig in der schule erschienen ist. die rückmeldungen des lehrers waren positiv. da aktuell ferien sind, die bis im september andauern wurde nach einer alternativen tagesstruktur ausschau gehalten. david soll wenn möglich sofort wieder struktur bekommen.

aus diesen erkenntnissen haben baba und danso mir die strategie erklärt, wie wir die familie in selbstwirksamer und nachhaltigen form unterstützen können. die mutter wird in die verantwortung genommen, sich zu vernetzen und ihr street-food-business weiter auszubauen. dazu wird sie ein verkaufstresen benötigen und weitere kochutensilien. aktuell kauft sie eine kleine menge essen und gewürze auf kredit, verarbeitet diese und verkauft das essen dann auf der strasse. da sie durch das fehlende startkapital und kochutensilien zu wenig geld generiert und mit den laufenden kosten keines auf seite legen kann, lebt die familie wörtlich von der hand im mund.
unser angebot an die familie sieht wie folgt aus: der mutter wird ein vermeintlich verzinstes darlehen in aussicht gestellt, das wir so aussehen lassen, als ob es jemand von uns bei einer bank aufgenommen hätte. sie selber würde aufgrund ihrer fehlenden bonität für den benötigten betrag keines erhalten. unser pseudo-darlehen wird ihr zweckgebunden und vorkalkuliert geliehen. regelmässig wird eine person von der bank bei der familie vorbeischauen, um darlehensanteile und zinsen abzuholen. dieser service bei der bank kostet etwas, dafür hat das ganze einen offiziellen charakter. sie wird einen vertrag unterschreiben müssen, bei welchen die regelmässigen rückzahlungen vereinbart werden, zusätzlich wird eine person aus ihrem umfeld eine bürgschaft für das vermeindliche darlehen übernehmen. durch diese strategie weiss sie nicht, dass es sich dabei um spendegelder handelt. somit kann bei ihr diesbezüglich auch keine erwartungshaltung aufkommen. ihre eigene courage wird benötigt, um ihre situation nachhaltig und selbstwirksam zu verbessern. weiter wird durch dieses vorgehen ihre kompetenz zum sparsamen buchhalten gefördert. das geld, das sie am tag x für das darlehen zurückzahlen wird, soll dann in ihr business reinvestiert werden. danso und baba sind der meinung, sie brauche diese form der führung um ihre lebenslage nachhaltig zu verbessern. die mutter hat ihr commitment gegeben und den vorhaben eingewilligt.

das zuhause von david & familie

da danso unweit von accra lebt, wird er david und die familie regelmässig aufsuchen. er wird david in der schule besuchen, mit der bank in verbindung stehen und sehen, welche unterstützung die familie weiter benötigt. immer mit dem übergeordneten ziel, welches grundsätzlich in der sozialen arbeit gilt: hilfe zur selbsthilfe, und das überflüssig machen von sozialarbeitenden. ich bin begeistert und gleichzeitig demütig, wie weitsichtig die beiden professionellen der sozialen arbeit in einem umfeld leisten, das mir in dieser form bisher unbekannt war.

da in ghana die finanziellen ressourcen vom staat nicht in soziale projekte investiert werden, hängt viel von geldern von ngos oder spender*innen ab. so möchten wir einen kleinen beitrag leisten, um benachteiligten menschen eine perspektive geben zu können. da ich mich persönlich immer etwas schwierig tat mit dem spenden an grosse organisationen, welche viel geld in werbung und die verwaltung investieren, bin ich dankbar mit danso und baba zwei kompetente und professionelle sozialarbeitende gefunden zu haben. beide sind direkt mit den menschen in verbindung, die die unterstützung benötigen. sie haben mein volles vertrauen und sind in ihrer arbeitsweise transparent.
sofern ihr euch beteiligen möchtet, dürft ihr mir einen für euch möglichen betrag twinten/überweisen, den ich dankbar weitergeben werde. solltet ihr einen regelmässigen beitrag leisten wollen, können wir uns absprechen. das geld wird 1:1 bei den menschen ankommen, die es brauchen. auch ‚kleine‘ beiträge sind willkommen. es wäre schön, wenn die mutter von david sich durch unseren unsichtbaren beitrag (bzw. quasi-darlehen) einen langlebigen tresen finanzieren könnte. nebst den kochutensilien und einem startkapital für lebensmittel wird es ihr somit ermöglicht, ein selbst erwirtschaftetes einkommen zu generieren. david und ihre weiteren kinder erhalten die möglichkeit sich zu bilden und so dem kreislauf der armut zu entgehen.
der tresen ist nicht günstig und kostet zwischen 6k und 7.5k ghana cedis, was dem equivalänz von ca. 480 us-dollar entspricht. die kochutensilien sind dabei nicht eingerechnet.

david und seine familie ist ein einzelfall, doch gibt es unzählige beispiele hier in ghana mit ähnlichen biografien. der fokus liegt erstmals auf der familie in okponglo – doch gibt es auch die möglichkeit, weitere schicksale zu unterstützen.
baba wird ab august wieder in bolgatanga sein und sich für das kinderheim ‚mama ladi‘ einsetzen. es gibt auch dort die möglichkeit, einzelne kinder nach ethisch korrekten vorgaben zu unterstützen. dazu eine wichtige klarstellung, was ‚mama ladi‘ nicht ist: in ghana gibt es ein verachtendes geschäft mit kinderheimen, die meist unwissende volunteers in dörfer bringen, um dort angeblich mit waisenkindern zu arbeiten. diese kinder haben jedoch meist ein zuhause, nicht selten im selben dorf wie das angebliche waisenhaus. da die eltern finanziell benachteiligt sind, wird ihnen ein angebot gemacht, dass die kinder in einem waisenhaus untergebracht werden. dort sollen sie essen, bildung und gesundheitsversorgung erhalten. die kinder werden aus ihrer familie und ihrem umfeld gerissen mit dem übergeordneten interesse, geld zu generieren. dieses geld geht dann in die taschen der sogenannten ’ngo‘. im buch ‚das gegenteil von gut… ist gut gemeint‘ von daniel rössler ist diese misere genauer aufgezeigt.

wie immer, falls es offene fragen oder kritik gibt, dürft ihr diese jederzeit anmerken. ich werde sie mit unserem dabato-team (danso, baba, tobi) besprechen und miteinbeziehen.
meine twint-nummer ist mit meiner üblichen schweizer telefonnummer verknüpft. bankangaben gebe ich euch gerne per mail, dazu bitte ich euch, kontakt über folgende email aufzunehmen:

gerne dürft ihr auch den link mit personen teilen, um weitere interessent*innen teilhaben zu lassen. danke.


english version:

during my time here in ghana, i have come into contact with various people who support social projects and/or disadvantaged people. the motivations and intentions vary. i would like to share with you a personally motivated and meaningful support offer that benefits those who need it.

gabriel aka baba and danso are two cheerful and committed fellow students here in legon, whom i have come to know and appreciate. baba is 48 years young and lives in northern ghana, specifically in bolgatanga. with his extensive experience, he is involved in the organization ‚mama ladi,‘ which runs a children’s home. i will visit him there in august.
danso is 28 years young and studied communication for his bachelor’s degree. through his studies, he has gained experience in supporting communities that have received inappropriate assistance due to a lack of communication. for example, an ngo donated money for a well without first conducting a participatory situational assessment. since people in rural areas often have to walk long distances to reach a water source, it seemed obvious to relieve the village population by donating a well. however, for families living in close quarters, the time in the morning when the children fetch water is often the only time the parents have the space to themselves. the wells were not used. through communication and cooperation with the village community, the money could have been used more effectively.

i spend time with baba and danso on weekends, either watching a football game or having a beer. they met last semester as they both lived off-campus in okponglo – a neighborhood next to legon. both of them feel it is important that i see the real ghana beyond the privileged university environment on campus. at their old residence, they introduce me to their former landlady, who has a deaf son named david, along with two other children. david is 21 years young and, with the support of the extended family, has learned to read, write, and use sign language. he is currently in a job training program where he is learning the trade of shoemaking. due to the family’s depleted resources, they cannot afford the necessary school supplies, leaving david at home without prospects. the missing amount is about 2k ghana cedis, roughly one hundred twenty us dollars. it is not just about a one-time donation but about enabling this family to have a sustainable and autonomous future. we came together and conducted a situation assessment. we asked the mother what exactly the problem is, why she does not earn more money herself, what the father’s role is, and what conditions need to be created for her and her family to become self-sufficient again. we called to check david’s motivation in school, his grades, and whether he attended regularly. the teacher’s feedback was positive. since it is currently vacation time until september, an alternative daily structure was sought. david should regain structure as soon as possible.

from these insights, baba and danso explained to me the strategy to support the family in a self-sufficient and sustainable way. the mother will be held responsible for networking and expanding her street food business. she will need a sales counter and more cooking utensils. currently, she buys a small amount of food and spices on credit, processes them, and sells the food on the street. due to the lack of start-up capital and cooking utensils, she generates too little money and cannot save anything, so the family literally lives hand to mouth.
our offer to the family is as follows: the mother will be offered a seemingly interest-bearing loan, which we will present as if one of us had taken it out from a bank. she herself would not receive a loan for the required amount due to her lack of creditworthiness. our pseudo-loan will be lent to her for a specific purpose and pre-calculated. a bank representative will regularly visit the family to collect loan shares and interest. this bank service costs something, but it gives the whole thing an official character. she will have to sign a contract in which regular repayments are agreed upon, and someone from her environment will have to guarantee the supposed loan. through this strategy, she will not know that it is donation money, so there will be no expectations in this regard. her own courage will be needed to sustainably and self-sufficiently improve her situation. this approach will also promote her competence in frugal bookkeeping. the money she will repay on day x will then be reinvested in her business. danso and baba believe she needs this kind of guidance to sustainably improve her living situation. the mother has committed and agreed to the plan.

since danso lives near accra, he will regularly visit david and the family. he will visit david at school, stay in contact with the bank, and see what further support the family needs. always with the overarching goal that generally applies in social work: helping people help themselves, and making social workers redundant. i am inspired and humbled by how far-sighted these two social work professionals operate in an environment that was previously unknown to me in this way.

since ghana’s state financial resources are not invested in social projects, much depends on funds from ngos or donors. we want to contribute to giving disadvantaged people a perspective. as i have always found it somewhat difficult to donate to large organizations that invest a lot of money in advertising and administration, i am grateful to have found two competent and professional social workers in danso and baba. both are directly connected with the people who need the support. they have my full trust and are transparent in their work.
if you would like to participate, you can twint/transfer me an amount that is possible for you, which i will gratefully pass on. if you would like to make a regular contribution, we can discuss it. the money will go 1:1 to the people who need it. even ’small‘ contributions are welcome. it would be great if david’s mother could finance a durable sales counter through our invisible contribution (or quasi-loan). in addition to the cooking utensils and start-up capital for food, this will enable her to generate self-earned income. david and her other children will have the opportunity to get an education and thus break the cycle of poverty.
the counter is not cheap and costs between 6k and 7.5k ghana cedis, equivalent to about 480 us dollars. cooking utensils are not included.

david and his family are an isolated case, but there are countless examples in ghana with similar biographies. the focus is initially on the family in okponglo, but there is also the possibility of supporting other fates.
baba will return to bolgatanga in august to work for the ‚mama ladi‘ children’s home. there is also the possibility of supporting individual children according to ethical guidelines. an important clarification about what ‚mama ladi‘ is not: in ghana, there is a despicable business with orphanages, which often bring unsuspecting volunteers to villages to supposedly work with orphans. however, these children often have a home, often in the same village as the supposed orphanage. since the parents are financially disadvantaged, they are offered to have the children placed in an orphanage. there, they are supposed to receive food, education, and health care. the children are torn from their families and environment with the primary interest of generating money. this money then goes into the pockets of the so-called ’ngo.‘ this misery is more precisely depicted in daniel rössler’s book ‚das gegenteil von gut… ist gut gemeint.‘

as always, if you have any questions or criticism, you are welcome to mention them at any time. i will discuss and include them with our dabato team (danso, baba, tobi).
my twint number is linked to my usual swiss phone number. i will gladly provide bank details by email, so please contact me via the following email:

you are also welcome to share the link with others to involve more interested people. thank you.

2 Kommentare

  1. Wie immer! mein uneingeschränktes Interesse auf diese interessanten Berichte von tobias. Sobald ich die ankündigung in meinen mails sehe, dass tobias wieder etwas veröffentlicht hat, ruht meine arbeit per sofort und ich nehme mir richtig zeit, diesen blog genüsslich hineinzuziehen. mach weiter so, lieber tobias!!!

  2. Hallo Tobias
    sorry dass ich mich hier erst jetzt melde. ich habe all deine spannenden Beiträge gelesen. wie du dich ghana angenähert und dich – über alles nachdenkend – in diese neue welt reingegeben hast, beeindruckt mich. auch wenn ich schon viele wochen in ghana war, kann ich viel von dir lernen. Ich finde in deinen Beschreibungen und gedanken nie die sonst oft anzutreffenden, stereotypen wertungen darüber, was in ghana (schief) läuft. das schätze ich. und so ermöglichst du dir die vielen gelungenen begegnungen mit menschen und landschaften.
    obschon ich in der sozialen arbeit nie der spezialist für „einzelhilfe“ war, vielleicht doch noch eine bemerkung zu eurem oben beschriebenen geplanten vorgehen: dass die mutter nicht wissen, soll dass es sich um spenden, nicht um einen realen bankkredit handelt, leuchtet mir nicht voll ein. solche geheimnisse fliegen irgendmal auf und betroffene können sich dann nicht ernstgenommen fühlen. im ländlichen ghana gibt es überall saving groups: menschen führen in einer art selbsthilfegruppe eine minibank, von der sie kredite nehmen und dann auch wieder erspartes einlegen. die beteiligten (ich glaube fast immer sind es frauen) verhandeln selbstverwaltet über die geschäfte; das vorgehen wird als sinnstiftend und selbstwirksamkeitsfördernd beschrieben. vielleicht wäre eine lösung: spenden plus anbindung der mutter in eine solche gruppe. ich bin sicher, dass deinen kollegen das prinzip der saving groups aus dem norden ghanas kennen. ich vermute, es gibt solche gruppen auch in accra. und vielleicht habt ihr diese variante längst durchgedacht.
    einen guten abschluss an der uni und dann eine gute reise in den norden!
    dieter

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